Profisport trotz Herzerkrankung: Fußballer Sebastian Neumann steht mit Kampfgeist und Defibrillator in der Brust wieder auf dem Platz

Herzerkrankungen sind nicht nur eine enorme Belastung für die alternde Bevölkerung – auch junge Menschen sind teils betroffen. Besonders für Profisportler ist eine Diagnose dieser Art ein enormer Schicksalsschlag – ist die Karriere etwa vorbei? Nein, denn regelmäßige Untersuchungen und mobile Defibrillatoren dämmen das Gesundheitsrisiko heute weitgehend ein. Wie man trotz dieser belastenden Diagnose erfolgreich im Profisport aktiv sein kann, zeigt die Geschichte des Fußballers Sebastian Neumann.

Der Befund war für den 25-jährigen Innenverteidiger des Drittligisten VfR Aalen erschütternd: Nachdem im Jahr 2014 Unregelmäßigkeiten im Herzen des Profifußballers festgestellt wurden, brachten weitere Untersuchungen die traurige Gewissheit, dass es sich um eine Herzmuskelentzündung handelte. Die Ärzte rieten Sebastian Neumann davon ab, weiter Sport zu treiben. „Als hätte man mir den Boden unter den Füßen weggerissen“, erinnert sich Neumann an seine Gefühlslage nach der Diagnose. Doch er gab nicht einfach auf, sondern nahm sich – auch dank der Unterstützung seiner Familie – vor, der Krankheit mit Optimismus und Tatendrang zu begegnen. Und mit moderner medizinischer Technologie.

Nach 15 Monaten Pause: mit „Schutzengel“ bereits 32 Einsätze bestritten

Als Vorbild und moralische Unterstützung diente Neumann auch Daniel Engelbrecht, der Profi der Stuttgarter Kickers, der im Juli 2013 einen Herzstillstand während eines Spiels erlitt und später mit einem operativ implantierten Defibrillator seine Karriere als Fußballer fortsetzen konnte: „Ich habe Daniel angerufen und ihn um Rat gefragt. Der Kontakt war sehr hilfreich. Er gab mir viele Tipps, war mein Mutmacher“, berichtet Sebastian Neumann. Auch Gespräche mit seinen Ärzten bekräftigten ihn darin, seine Profikarriere nicht aufzugeben. Im Januar 2015 wurde ihm schließlich ein Defibrillator in die linke Brust eingesetzt.

Nach einer erfolgreich abgeschlossenen Rehabilitationsphase stand Neumann schließlich 15 Monate später erstmals wieder auf dem Rasen. Sein Comeback feierte er ausgerechnet gegen den VfL Osnabrück, für den er zwischen 2012 und 2014 selbst spielte. „Das Erlebnis war unbeschreiblich. Nach einer solchen Leidenszeit das Ziel zu erreichen, war ein grandioses Gefühl. Dass wir gegen meine ehemaligen Kollegen dann auch noch 1:0 gewonnen haben, war die Krönung“, erinnert sich der Fußballer. Bilanz nach der ersten Saison mit eingebautem „Schutzengel“, wie er seinen Defibrillator selbst bezeichnet: Neumann leistete in der Saison 32 Einsätze in der Dritten Bundesliga ab, bei denen er – als Innenverteidiger – drei Treffer erzielte. Die Redaktion von DFB.de zählte ihn zu den herausragenden Abwehrspielern der Saison.

Was er sich nach seiner erfolgreichen Rückkehr in den Profisport als nächstes vorgenommen hat? „Wer einmal Bundesliga-Luft geschnuppert hat, will mehr davon. In den großen Arenen vor so vielen Zuschauern zu spielen, wäre mein großer sportlicher Traum.“ Mit Anfang 20 absolvierte Sebastian Neumann bereits zwei Einsätze bei Hertha BSC Berlin in der Bundesliga – den Kampfgeist für eine Rückkehr in die 1. Liga hat er allemal.

Mobile Defibrillatoren sind Lebensretter

Die Geschichten von Sebastian Neumann und Daniel Engelbrecht zeigen, dass Herzerkrankungen mithilfe der modernen Medizin heute gut in den Griff zu bekommen sind. Voraussetzung dafür sind jedoch regelmäßige Voruntersuchungen und die Möglichkeit, im Notfall schnell zu handeln. Denn leider werden sich die meisten Betroffenen ihrer Herzerkrankung erst bewusst, wenn es zum Ernstfall kommt. Und dann zählt jede Sekunde, um das Opfer vor bleibenden Schäden zu bewahren. Tragbare oder stationäre Defibrillatoren an öffentlichen Plätzen wie Sportstätten leisten einen entscheidenden Beitrag dazu, findet auch Hervé Mangonaux, selber ein leidenschaftlicher Sportler.

Zeitgemäße, praktisch vollautomatisierte Defis, die auch von medizinischen Laien problemlos für Erste Hilfe-Maßnahmen eingesetzt werden können, retten Leben – und ermöglichen so in jedem Lebensalter sportliches Engagement ohne große Risiken.

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